Panoramafotografie – eindrucksvoll und umfassend

Panorama Matterhorn„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0 und das nennen sie ihren Standpunkt.“, wusste bereits Albert Einstein. Was er dabei ausser Acht gelassen hat, ist die Möglichkeit auch von einem festen Standpunkt ausgehend seine Umgebung umfassend wahrzunehmen und abzubilden. Das Abbilden weitläufiger Motive lässt sich durch Panoramafotografie kreativ umsetzen und der bereits erwähnte, beschränkte Horizont bestmöglich erweitern. Der Reiz liegt dabei in der Abbildung grosser Ansichten, die sich auch über einen noch so grossen Weitwinkel nicht zufrieden stellend darstellen lassen. Panoramabilder sprengen die Grössenverhältnisse statischer Bildformate und lassen sich grundsätzlich in normale Panoramen und 360 Grad Panoramen untergliedern. Historisch betrachtet tauchen die ersten fotografischen Panoramen bereits ab 1930 als Postkarten beliebter Ausflugsziele auf.

Damals wurden die Bilder als Baryt-Abzüge zu Papier gebracht. Der Name Baryt ist ein Synonym für den chemischen Stoff Bariumsulfat. Dieser befand sich als Emulsion unter der lichtempfindlichen Schicht des Papiers. Das Einsinken der Emulsion in die eigentliche Papierschicht wurde verhindert und das Bariumsulfat hellte bei der Entwicklung gleichzeitig die Papierschicht auf. Baryt-Papier war seinerzeit die edlere Form des Fotopapiers. Die Abbildungsqualität bei diesem Typ Fotopapier war dabei sehr viel höher als bei normalem Fotoentwicklungspapier. „Zudem war das weiss reiner während gleichzeitig das schwarz tiefer wirkte. Bei der Entwicklung auf Baryt-Papier erhielt man nebenbei auch ausgezeichnete Werte für die Wiedergabe der Grauwerte.“, heisst es auf der Webseite von Ulrike und Peter Gierens. Weiterhin bemerkenswert; auf Baryt-Abzügen verewigte Panoramen halten bis zu hundert Jahre.

Durch den Einzug der digitalen Fotografie haben sich selbst haltbare Medien wie Baryt weitgehend überholt. Durch die Kombination von digitalen Medien sowie modernen Drucktechnologien haben sich die statischen Panoramen des letzten Jahrhunderts stetig weiter entwickelt. Aus Panoramen sind zunehmend 360°-Bilder geworden. Diese sind häufig als interaktive Grafiken im Internet verfügbar oder werden als weitläufige Bildinstallationen im Namen der Kunst ausgestellt. Moderne Kameras ermöglichen schliesslich das Aufzeichnen in sehr hoher Auflösung und Reproduktionen mit grossen Massstäben und Detaillierungsgraden.

Panoramafotografie – Unverzichtbare Basics der Ausrüstung
Was allerdings unverzichtbar bei der Herstellung von Panoramen bleibt, ist das Gefühl für Motive und die technische Fertigkeit des Fotografen. Damals wie heute gehören neben einem geschulten Auge auch eine ruhige Hand und die entsprechende Ausrüstung dazu.

Grundlegend sollte man nachfolgende Ausrüstungsgegenstände für die Panoramafotografie bereithalten.

  1. Stabiles Stativ mit einem Kugelkopf der die exakte horizontale und waagerechte Ausrichtung der Kamera ermöglicht.
  2. Panoramaplatte mit Gradeinteilung, um die Kamera zu positionieren und die Brennweite beim Drehen exakt zu bestimmen bzw. einzustellen.
  3. Eine Verstelleinrichtung / Einrichtwinkel, um die Kamera auf den Nodalpunkt des Objektives individuell auszurichten. Der Einrichtwinkel sollte dabei eine Wasserwaage/Libelle zur waagerechten Ausrichtung besitzen. Bei Hochformataufnahmen ist auf eine zusätzliche Verstellmöglichkeit zur 90 Grad-Drehung der optischen Achse des Objektives zu achten.
  4. Speicherkarten und Akkus. Panoramaaufnahmen sind langwierig und speicherintensiv.
  5. Als i-Tüpfelchen kann der ambitionierte Fotograf gegebenenfalls eine kleine Wasserwaage mit zwei Libellen für den Blitzschuh der Kamera einsetzen. Damit lässt sich dann auch die letzte Instanz – die Kamera – exakt horizontal und vertikal ausrichten.
  6. Bei Nachtaufnahmen sollte eine Lampe mit am Set sein, um die zahlreichen Wasserwagen einzustellen und zu kontrollieren.
  7. Bei Langzeitaufnahmen eine Fernbedienung für die Kamera, damit das vibrationsarme Auslösen sichergestellt ist.
  8. Kamera

Eine Empfehlung einer Kamera ist schwierig, da jeder Fotograf seine eigenen Favoriten hat. Ganz zu schweigen von den teils religiösen Ausprägungen. Canon, Nikon, Sony oder Minolta? Jede Kamera Marke hat zweifelsohne ihre Vorzüge.

Panoramafotografie – Der richtige Dreh
Grundsätzlich ist die Bestimmung des Drehwinkels und der richtigen Brennweite beim Einsatz eines Panoramakopfes qualitätsbildend für gute Panoramafotos. Beide Kenngrössen sowie der Prozentsatz der Überlappung beim Bildübergang müssen in das richtige Verhältnis gesetzt werden. Der Prozentsatz der Überlappung aller Einzelbilder sollte für einen einheitlichen Übergang recht hoch gewählt werden. Um exakt zu arbeiten sollte man den Wert vorher berechnen.

Das Ergebnis kann dann zum Beispiel so aussehen. Ausgehend von einer Brennweite von 36 mm und einer Überlappung von 50% ergeben sich für ein Hochformat die folgenden Werte:

– Bildwinkel horizontal: 37 Grad
– Bildwinkel vertikal: 53 Grad

Im Klartext brauchen Sie für die Aufnahme 19 Bilder. Drehen Sie dazu den Panoramakopf zwischen den Aufnahmen um 19° (Quelle: www.panphoto.de).

Hochformat oder Querformat
Rein technisch betrachtet ist es mit beiden Varianten möglich, identische Panoramaaufnahmen zu erstellen. Der grösste Vorteil der Hochformat-Methode, ist die erheblich höhere maximal erzielbare Bildauflösung (einreihige zylindrische Panorama) bei gleichem Motiv und Kamera. Benötigt man diese höhere Auflösung (z.B. für einen Druck), ist die Entscheidung bereits gefallen. Benötigt man die höhere Auflösung nicht, sollte man sich die Vor- und Nachteile im Bezug auf die eigenen Anforderungen einmal vor Augen führen und sich dann ganz bewusst für eine der beiden Varianten (ggf. Situationsbedingt) entscheiden. Eine pauschale Aussage, nur die eine Variante ist richtig und die andere falsch, gibt es hier nicht (Quelle: www.oopper.de).

Vor- und Nachteile
Querformat

  • + geringere Anzahl der benötigten Aufnahmen
  • – höherer Transformationsverlust
  • – etwas höherer Qualitätsverlust, weil die Quellaufnahmen stärker transformiert („verbogen“) werden müssen
  • – die meisten Nodalpunktadapter sind für eine Kamera Montage im Hochformat konstruiert

Hochformat

  • ++ höhere maximal erzielbare Auflösung
  • + geringerer Transformationsverlust
  • + Bei gleichem Brennweitenbereich eines Zoom-Objektives bekommt man bei Bedarf in der Bildhöhe erheblich mehr aufs Bild
  • – Etwas höherer Aufwand sowohl bei der Aufnahmen vor Ort als auch beim Bearbeiten am PC

Panoramafotografie – Fokus und Belichtung
Um das Problem der Belichtung bei der Aufnahme der Einzelbilder zu umgehen, sollte die automatische Belichtung vor der Aufnahme in jedem Fall deaktiviert werden. Die Kamera sollte so eingestellt sein, dass die Belichtung auf den Einzelbildern einheitlich ist. Um hier die besten Grundvoraussetzungen für die Weiterbearbeitung am Rechner zu schaffen, wird mit der Kameraelektronik an verschiedenen Punkten im Motiv der Lichtwert gemessen und anschliessend der Mittelwert gebildet. Mit dem Mittelwert werden dann alle Bilder aufgenommen. Auch beim Weissabgleich gilt: Automatik ausschalten.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass man für optimale Ergebnisse manuell belichten sollte und zwar für alle Bilder einheitlich und mit konstanten Einstellungen für den Weissabgleich. Beim Fokussieren ist zu beachten, dass Bilder mit unterschiedlichen Schärfentiefen nie einheitlich wirken und da empfiehlt es sich, Panorama-Aufnahmen mit Stativ zu erstellen. Die Blende sollte möglichst klein gewählt und die manuelle Einstellung auf unendlich gestellt werden.

Panoramafotografie – Software
Um die Einzelbilder zu einem schönen und aussagekräftigen Panoramabild zusammenzufügen und die Überlappung herauszurechnen braucht es zu guter Letzt dann doch noch eine Software. Hier gibt es spezielle Lösungen, da eine Bearbeitung in Photoshop trotz aller Filter und Effekte für ein Panoramamotiv sich doch recht aufwendig gestaltet.

Der Klassiker ist sicher das Progamm Autostitch. Eine kostenlose Version zum Testen steht hier zur Verfügung. Mittlerweile ist Autostitch bereits als Programmkomponenten in verschiedenen Software Paketen (Beispiele unten) mit dabei.

Auch in Windows (ab Windows Vista / Windows 7) ist eine kostenlose Software, mit dem Namen Windows Live Fotogalerie, integriert. Die Erstellung eines Panoramabildes – ohne weitere Einflussnahme durch den Nutzer – funktioniert wie folgt: Markieren Sie die Bilder, aus denen das Panorama erstellt werden soll und wählen im Menü „Erstellen“ bzw. Eintrag „Panoramafoto erstellen…“. Das Programm beginnt automatisch das Panoramafoto zu erstellen und fragt nach dem gewünschten Speicherort. Gerade bei älteren Installation wie Windows XP, muss die Software heruntergeladen und installiert werden.

Ein weiteres Microsoft Produkt ist der Image Composite Editor (ICE). Voraussetzung zur Nutzung ist allerdings Microsoft Silverlight. Das Programm lässt sich hier herunterladen.

Möchte man über die eingeschränkten Funktionen hinaus Panorambilder erstellen und bearbeiten, empfiehlt sich der Einsatz von professioneller Software wie das Panorama Tools graphical user interface (PTGui). Eine Testversion gibt es hier.

Um Panoramabilder auch in Quicktime oder Flash zu importieren bietet sich Pano2VR an. Eine Testversion gibt es hier.

Fazit
Panoramabilder sind etwas für die Ewigkeit. Anwender die Photoshop besitzen, können mit Photomerge Panoramen erstellen. Das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend, jedoch ist wie bei anderen Programmen ein PC mit Power gefragt.

Nachgefragt
Was nutzen Sie für eine Software für die Erstellung von Panoramen?

Weitere Panoramafotos finden Sie in unserer Bilder Gallery und der Kategorie Panorama Bilder. Wir haben im Artikel „die grössten Panoramafotos der Welt“ eine Rangliste der bekanntesten Indoor und Outdoor Bilder erstellt.

© Foto: Ivan Graf

5 Gedanken zu „Panoramafotografie – eindrucksvoll und umfassend“

  1. Hey hey, wirklich gute Infos! ich bin gerade auch eifrig dabei, mir das gewisse knowHow an Panorama-Fotografie anzueigenen. Da hat mir neben deiner auch die http://bit.ly/VIbDu5 sehr geholfen. Benutze auch Photoshop für die Erstellung von Panoramas, da hab ich mir auch das kostenlose E-Book zu runtergeladen. Hat mir auch sehr geholfen.

    Grüße

    Antworten
  2. Hallo, guter Artikel aber es fehlen Hinweise zu den Aufnahmen, Belichtungseinstellung, Weissabgleich usw.

    Ich verwende PTGui. Sehr gute Software zu einem guten Preis.

    Gruß, Reiner

    Antworten
    • @Reiner
      Willkommen im Reisen Blog. An der hinterlegten Webseite erkenne ich, dass Du nicht das erste Mal mit Panoramafotos zu tun hast *grins*. Kannst Du uns gewisse Tipps bezüglich Belichtungseinstellung und Weissabgleich geben?

      Wird die Panoramasoftware PTGui auch stetig weiterentwickelt, sind Updates kostenlos?

      Antworten
  3. @David
    Vielen Dank für Dein Feedback. Ich konnte noch nie die Panoramafunktion einer digitalen Kleinbildkamera ausprobieren. Gehört habe ich schon, dass es sehr schöne Bilder gibt. Neben der Spiegelreflexkamera habe ich noch eine kleine Sony. Die hat zwar nur 7 Megapixel aber sie reicht für unterwegs völlig.

    Eine GPS Funktion und eben das angesprochene Panorama Feature wäre schon nett 😉 … mal schauen!

    Antworten
  4. Toller, ausführlicher Artikel!

    Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass einige Hersteller ihre Kameras mit Panoramafunktionen ausstatten. Man kann damit durchaus gute Ergebnisse erzielen, auch wenn man kein Stativ dabei hat. Die Bilder werden auf dem Display überlappend nebeneinander angezeigt, damit man möglichst passende Serien schießen und die Bilder später gut zusammensetzen kann. Dann geht es auch mit Photoshop, spezielle Software habe ich noch nicht getestet.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Martin Antworten abbrechen

Erforderliche Felder sind mit einem * gekennzeichnet.