Handeln (oder auch nicht) in der arabischen Welt

Ägyptischer Basar 1Während meiner Zeit in Ägypten erlebte ich natürlich einige interessante Dinge. Abgesehen davon, dass es als westliche Frau immer wieder ein ganz besonderer Spass ist auf die Strasse zu gehen und eine riesige Aufmerksamkeit erhält, so kann man sich doch gleichzeitig mit dem Verkehr, dem Lärm und der Hitze davon ablenken. Und natürlich mit Handeln. Handeln hat in Ägypten eine gute und eine schlechte Seite; die gute ist, dass wirklich alles verhandelbar und dementsprechend auch alles möglich ist, solange man bereit ist, ein wenig Geld zur Verfügung zu stellen. Die schlechte Seite ist natürlich, dass man auch wirklich über alles handeln muss und selbst, wenn man die Preise kennt und Arabisch spricht, immer noch als Tourist behandelt wird. Dies ändert sich von Land zu Land und von Person zu Person natürlich, und ich würde hier gerne zwei meiner liebsten Erinnerungen teilen.

Ägyptischer Basar 2Die erste Geschichte trug sich in Assuan, in Südägypten, zu. Hier ging ich mit einem Freund auf einen Markt und während wir so durch die Gegend schlendern, höre ich einen Mann rufen „Scarves! Only 5 pound!“- „Schals! Nur fünf Pfund!“. Da ich für Kairo noch einen solchen benötigte, drehte ich mich zu ihm um und fragte ihn danach. Der gewitzte Mann hielt mir ein grösseres Taschentuch vor, dessen weisse Farbe auch schon die besseren Zeiten hinter sich hatte und das an einigen Stellen zerrissen war. Also fragte ich ihn, ob er nicht etwas grösseres und besseres hätte. Hatte er. „Here. Only 25 pound“. Dass ich mit ihm auf Arabisch redete hinterliess leider keinerlei Eindruck bei der Vergabe der Preise. Als ich mir einen Schal genauer anschaute, erzählte er mir sehr aufgeregt, dass dies doch „original Egyptian cotton“ sei und damit sehr gute Qualität. Ich wollte mit ihm handeln. Leider bin ich auch nach 8 Monaten in Ägypten nicht sehr gut darin. Zu viele moralische Dilemma und nicht genügend Ausdauer. Als ich den Schal in die Hand nahm, wollte ich auf das kleine Schildchen sehen, wo das Produktionsland in Arabisch stand, aber der gute Mann bemerkte wohl meine Absicht und rief immer lauter „original Egyptian cotton“. Da ich bei so etwas nie unhöflich erscheinen möchte (mein grösstes persönliches Hindernis in einem solchen Land), verzichtete ich darauf- und bezahlte. Nur um nachher das Arabische zu entziffern und zu lesen: Made in China. In China benutzen sie also mittlerweile auch original ägyptische Baumwolle.

Die zweite Geschichte fand in Damaskus statt. Hier wollte ich mir noch ein leichtes Baumwollhemd kaufen, dass die Arme bedeckt, Standardausrüstung für den Sommer in Kairo, wenn man in einer der ärmeren Viertel wohnt. Zwei Freunde und ich gingen also in den kleinen Laden in Damaskus „Straight Street“. Ich fand auch schnell ein Hemd und fragte den Mann, wie teuer es denn sei. Er antworte mit „500 Syrian pounds“, umgerechnet ca. 6 oder 7 €. Nun versuchte ich mit ihm auf Arabisch zu handeln, er liess sich aber nicht erweichen. Bis ich zu meinem Lieblingsmittel griff und ihm sagte, dass ich Arabisch-Studentin sei und aus Deutschland komme (in fast allen arabischen Ländern ist Deutschland sehr hoch angesehen). Auf diesen einen Satz antwortete der verschmitzte Verkäufer mit: „Und ich bin ein Verkäufer aus Syrien“. Was mich überzeugte und ich ihm zumindest eine gute Argumentation zugestehen musste; welche er auch noch weiter ausführte. „Du, du bist Studentin aus Deutschland, also, 500 Pfund. Für Touristen 750 Pfund. Für Amerikaner- 1000 Pfund“.

Fazit
Schön zu wissen, wie die Preisstaffelung funktioniert. Und natürlich weiss ich, dass auch er mich ausgenommen hat. Aber ich gönne es ihm. Generell muss ich sagen, dass ich es zwar meist anstrengend fand, aber wenn es Leute gab, die originelle Ideen hatten, um Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen (oder auch einfach dermassen auffällig schlechte Ideen hatten), so habe ich es ihnen in diesen Fällen herzlichst gegönnt.

Nachgefragt
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3 Gedanken zu „Handeln (oder auch nicht) in der arabischen Welt“

  1. hallo franziska, schöner artikel. ich bin persönlich viel im arabischen raum unterwegs. meist jedoch geschäftlich, so dass eher weniger in direkte preisverhandlungen auf basaren oä komme. habe jedoch ähnliche erfahrungen wie du auf privaten reisen nach ägypten oder auch marokko gemacht. in ägypten fand ich die preisverhandlungen meist sehr unangenehm, da verkäufer ausfallend wurden, wenn man nicht gekauft hat. im süden marokkos hingegen, es es deutlich entspannter. man fragt nach dem preis, kann ein gegenangebot machen, wenn man sich dann nicht einig wird, ist die sache zuende. find ich fair und direkt!

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  2. Hallo Rebekka,

    gerade erst den kommentar gesehen 😉

    Hehe, ja, die haben doch alle so ihre Wege zum Ziel. Wobei das mit dem Taschenrechner, finde ich dann doch ausgesprochen gut 😀

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  3. @Franziska
    Auch von mir ein herzliches Willkommen im Reisen Blog!
    Guter Artikel 🙂

    Tut gut zu wissen, dass es anderen auch nicht anderst ergeht… zumal du noch die Sprache beherrscht. Sind doch alles Banditos ;-). Unsere coolste Erfahrung war in Bali, dort haben wir mit Taschenrechner verhandelt… Verkäufer hat Betrag eingetippt, wir unseren Wunschbetrag usw.
    Stimmt halt eben schon, andere Länder, andere Sitten.

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