Carrara ist eine Stadt mit etwa 65.000 Einwohnern. Wenn man Carrara hört, sollten eigentlich jedem die Ohren klingen … ja genau, Carrara ist berühmt durch die Marmorberge. Zum ersten Mal habe ich von dem Carrara-Marmor auf unserer Reise in Kuba erfahren. In Havanna steht nämlich eine Jesusstatue, komplett gefertigt aus Carrara-Marmor. Marmorberge sind gleichbedeutend mit Carrara, das etwa 7 km von Massa entfernt liegt. Wenn man auf das Panorama von schneeweissen Berggipfeln blickt, die im Vorgebirge hoch über Carrara liegen, wird einem auch verziehen, dass man es im ersten Moment für Schnee hält.
Man glaubt es wirklich kaum, dass weisse ist kein Schnee, sondern tatsächlich Marmor! Die Beschaffenheit und Reinheit von Carraras weissem Marmor (leuchtender Stein) ist unerreicht. Sogar Michelangelo hat sich hier schon den Marmor für seine Meisterwerke (unter anderem „David“) ausgesucht. Die Marmorsteinbrüche sind bereits seit der römischen Zeit in Betrieb. Es ist eine harte und gefährliche Arbeit … auf Carraras zentraler Piazza XXVII Aprile erinnert ein Monument an die Arbeiter, die ihr Leben dafür lassen mussten.
Die zwei bedeutendsten Marmorsteinbrüche sind Cave di Colonnata und Cave di Fantiscritti, beide etwa 5 km nördlich von Carrara gelegen. Von Carrara aus folgt man einfach den braunen Schildern „cave de marmo“ und man kann die Steinbrüche nicht verfehlen. Gemäss unserem Reiseführer Lonely Planet sollten Autos etwa 1 km ausserhalb parkiert werden, dann kann mit einem Minibus für EUR 1.– bis nach Colonnata gefahren werden. Wir sind jedoch selber weitergefahren (es hat niemand reklamiert, Verbotsschilder standen auch keine) und haben im kleinen und etwas verschlafenen Örtchen Colonnata auf der Piazza einen wunderbaren Parkplatz vorgefunden. Von dort gings dann zu Fuss weiter mitten durch die Ortschaft (an ein paar Häuslein vorbei) in Richtung Steinbrüche. Wir hatten den Vorteil, bereits am Vormittag in Colonnata zu sein, folgedessen waren die Menschenmassen noch ausgeblieben und niemanden hat es interessiert, ob wir jetzt aus Eigeninitiative die Marmorsteinbrüche begehen. Denn grundsätzlich wird man mit Bussen hin und zurück geführt. Der Fahrbahn in den Steinbruch ist steil, die Hitze gewaltig und der Staub eigentlich kaum auszuhalten, wenn dann wieder ein vollbeladener LKW vorbeidonnert. Mich wundert es nicht mehr, dass die „Knochenarbeit“ immer in den kühleren Morgenstunden erledigt wird.
Der grösste Steinbruch ist der Cave di Fantiscritti, dort werden im Monat zirka 10.000 Tonnen Marmor abgebaut. Der gegenwärtige Marktpreis beträgt zwischen 200 und 1.000 EUR pro Tonne, wobei für Carraras besten Marmor das Doppelte verlangt wird. Unter der Woche gibt es täglich ab 15.30 Uhr einen 25-minütigen Rundgang mit dem Führer durch einen Stollen. Wie gesagt, wir waren früh dran, deshalb haben wir die Führung nicht mitgemacht. Gemäss Reiseguide jedoch ist es eine kalte, neblige, nasse und sehr dreckige Angelegenheit.
In Colonnata kann man seine Vorliebe für eine etwas andere Art von Marmor befriedigen – nämlich in der Gestalt von lardo di colonnata. Das ist ein einheimischer Speck (Lardo) in dünner als hauchdünne Scheiben geschnitten. Der Speck wird mit einer Mischung aus Kräutern und Öl in flachen Marmortrögen mariniert. Dieser Speck sieht komplett anders aus, als wir ihn kennen. Man sollte sich nicht von dem reinen weiss abschrecken lassen, denn im ersten Moment sieht der Speck so aus, als ob er aus reinem Fett bestehen würde. Wir haben es gewagt und ein Panini mit Speck gegessen (übrigens sau teuer). Der Geschmack war genial, was wir nach zwei Stunden immer noch feststellen durften 😉
Fazit
Wenn man schon in der Gegend ist, sollte man unbedingt noch einen Abstecher zu den Marmorsteinbrüchen einplanen. Ach ja, auf keinen Fall schwarze Kleider tragen! Marmorstaub ist entsetzlich fein, wenn man ihn mit Wasser vermischt ist die Schmiererei furchtbar – der Marmorabbau hat definitiv nichts von einem Erholungsurlaub.
Mehr Informationen mit weiteren Details finden Sie auf der Webseite Wikipedia.org oder Siglinde-fischer.de.
Weitere Bilder: Carrara, Toskana
@Leslie
Da gebe ich dir völlig recht. Vorallem lohnt es sich, wenn man noch ein Stückchen weiter nach Colonnata fährt und sich dort als „Znüni“ ein feines Speckbrot gönnt ;o)
Das ist ein wundervoller Ort! Mann muss ihn unbedingt besuchen! Es lohnt sich wirklich!