Auf diese Kirche aufmerksam geworden sind wir durch ein Wandermagazin von MySwitzerland. Im Magazin stand ein kleiner Artikel mit einem Hinweis auf die Kirche von Mario Botta im Tessin. Da wir sowieso einen Kurztrip ins Tessin machten, haben wir die Besichtigung dieser Kirche eingeplant. Doch wer ist Mario Botta? Ich gestehe, dass ich keine Ahnung hatte. Nach dem Wochenende im Tessin kann ich nun aber auch mitreden. Mario Botta ist ein bekannter Tessiner Architekt aus Lugano, der beauftragt wurde, die dem Heiligen Johannes dem Täufer (Italienisch: Chiesa di San Giovanni Battista) geweihte Kirche neu zu erbauen. Besuchen Sie das Maggiatal und planen Sie einen Stop im Weiler Mogno im Val Lavizzara ein. Machen Sie sich selbst ein Bild von diesem extravaganten Baustil in einer alpinen Umgebung.
Geschichte
Der Ort Mogno war bis ins 18. Jahrhundert ganzjährig bewohnt und dient seither als Maisäss. 1936 wurde Mogno der Gemeinde Fusio zugeteilt, welche 2004 in der Gemeinde Lavizzara aufging. In den letzten Jahren wurden wegen des wachsenden Tourismus mehrere Häuser renoviert und ausgebaut, von denen inzwischen einige wieder ganzjährig bewohnt sind. Eine touristische Infrastruktur gibt es jedoch nach wie vor nicht.
Am 25. April 1986 wurde die alte, 1636 erbaute Kirche sowie ein Dutzend Häuser des Ortes von einer Lawine zerstört. Die Lawine von Mogno hatte grosse Verwüstung angerichtet und gab viel zu reden. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass 10 Jahre später ein architekturbegeisterter Besucherstrom den kleinen Ort aufsuchen sollte.
Chiesa di San Giovanni Battista
Der Bau folgte, wie bei Botta im allgemeinen üblich, in streng geometrischen Formen. Auf einen schräg abgeschnittenen Zylinder mit elliptischem Grundriss befindet sich als Abschluss ein Glasdach, dass im inneren bei entsprechender Sonneneinstrahlung herrliche Lichtreflexe hervorbringt. Die Betonwände sind mit weissem Marmor und grauem Granit aus den benachbarten Steinbrüchen verkleidet. Gewohnt schlicht und karg ist der Innenraum gestaltet. Seine Wirkung erzielt er durch die wechselseitig angeordneten Steinschichten. Im Fussboden sind die Förderer der Kirche verewigt.
Anmerkung
- Wiederaufbau des Baudenkmals mit derselben Ausrichtung der alten Kirche
- Ellipsenförmige Grundfläche auf der Aussenseite, rechteckig auf der Innenseite
- Schräges und kreisförmiges Dach
- Die Höhe entspricht jener des alten Kirchturmes
- Der Kirchplatz ersetzt die Fläche des Friedhofes
- Das Ossarium wurde an seiner ehemaligen Lage wieder aufgebaut
- Die zwei Glocken aus dem Jahre 1748 sind die einzigen Elemente, die nach der Lawine gerettet werden konnten
Daten
- 1636 Bau der alten Kirche vom Heiligen Johannes dem Täufer
- 1986 Lawine vom 25. April um 07.15 Uhr
- 1987 Vorstellung des Wiederaufbauprojektes von Architekt Mario Botta
- 1992 Beginn der Arbeiten an der neuen Kirche
- 1996 Ende der Arbeiten an der Kirche und dem Kirchplatz – Kirchweihe am 25. Juni
- 1998 Ende der Arbeiten am Platz
Grösse
- Oberfläche der Kirche: 123 m²
- Volumen: 1.590 m³
- Ellipsenförmiger Grundriss mit längster Achse von 14.50 m, kleinste Achse 10.80 m
- Maximalhöhe: 17 m
- Minimalhöhe: 8 m
- Dicke der Mauer an der Grundfläche: 2.5 m
- Dicke der Mauer an der Dachkrone: 0.5 m
Materialien
- Gneiss: „Beola“ genannt, gespalten verarbeitet kommt aus den Steinbrüchen von Riveo im Maggiatal
- Marmor: Weisser Marmor aus Peccia, gesägt und kommt aus dem Steinbruch vom Pecciatal, Lavizzara
- Eisen: Schwarzes einbrennlackiertes Eisen für das Tragwerk des Daches
- Glas: Für die Deckung des kreisförmigen Daches
Viel zu diskutieren gab das Projekt bereits vor seinem Bau. Die einen waren der Überzeugung, dass das Botta-Werk diesen Ort verschandelt und eine unerträgliche Provokation bzw. ein unnötiges Werk ist. Die anderen waren nicht nur mit diesem Projekt einverstanden, sondern erachteten dieses Werk als geniale „Antwort“ auf die Lawine. Was man auch immer von diesem Projekt halten mag, die Kirche ist ein Besuch wert. Zweifels ohne bietet sich hier die Gelegenheit, sich über den Baustil in dieser alpinen Gegend seine Gedanken zu machen.
Über die Alpe Foppa haben wir bereits berichtet, dort steht eine weitere Kirche nach dem Entwurf von Mario Botta. In vielen Dingen sind Ähnlichkeiten erkennbar, und doch sind beide Kirchen grundverschieden. Wir würden Ihnen vorschlagen, bei einem Tessinbesuch beide Kirchen zu besuchen, um sich dann selbst eine Meinung zu bilden.
Saison
Ganzjährig, bei starkem Schneefall ist die Kirche geschlossen – der Weg dorthin vermutlich auch.
Öffnungszeiten
Montag – Sonntag von 09.30 – 17.00 Uhr
Wegstrecke zu Fuss vom Parkplatz zur Kirche ca. 500 m
Fazit
Ein kleiner Hinweis zum Schluss. Das Fahren von Serpentinen sollte beherrscht werden. Die letzten Kilometer zur Kirche in Mogno erwartet Sie eine kurvenreiche Strecke, wo Überraschungen durch Gegenverkehr nicht ausgeschlossen sein können.
Nachgefragt
Waren Sie schon einmal in Mogno oder auf der Alpe Foppa und haben die Botta Kirchen besucht? Wie war Ihr Eindruck? Reisen Blog nimmt gerne über die Kommentarfunktion Ihr Feedback entgegen.
Mehr Informationen mit weiteren Details finden Sie auf Vallemaggia Tourismus, Magic Mountainzones und Giovan Luigi Dazio.
Weitere Bilder: Mogno und Tessin – Ticino
Hallo Herr Pfarrer Fischer, es freut uns sehr, wenn wir derartig aufmerksame Leser haben. Sie haben recht, die alte Kirche wurde wirklich 1636 erbaut … wir haben dies auch so in unserem Artikel korrigiert. Wikipedia scheint auch nicht immer recht zu haben 🙂
Vielen Dank für Ihren Hinweis und weiterhin viel Spass in unserem Reisen Blog.
Guten Tag Frau Feuerstein! Vielen Dank für Ihre informativen Hinweise zur Botta-Kirche in Mogno. Mir ist beim heutigen Besuch der Kirche bei Ihren Angaben zum Bau der alten Kirche ein kleiner Fehler aufgefallen, für den Sie nichts können. Sie haben offensichtlich Ihre Angaben von der deutschsprachigen Infotafel vor der Kirche übernommen. Sowohl in der Kirche vor dem Altar auf dem Boden eingemeisselt, als auch auf der Infotafel in den Sprachen Englisch und Italienisch ist als Baujahr der alten Kirche 1636 angegeben. Allein auf der deutschsprachigen Infotafel ist von 1656 die Rede – es handelt sich hierbei also offensichtlich um eine falsche Angabe. In Ihrem Artikel geben Sie in der Rubrik „Geschichte“ auch noch 1626 als Baujahr der alten Kirche an. Mir scheint, Sie haben die entsprechende Passage aus dem Wiki-Artikel zu Mogno übernommen. Auch dort ist leider die Jahreszahl falsch ;-). Die alte Kirche wurde in jedem Fall 1636 erbaut. Wenn Sie möchten, können Sie ja dieses kleine Detail korrigieren. Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihren informativen Blog und grüsse Sie freundlich, Pfr. Burghard Fischer