Phuket Vegetarian Festival

Phuket Vegetarian Festival 1Mit zu den faszinierendsten, spektakulärsten und verwirrendsten traditionellen Veranstaltungen dieser Erde zählt sicherlich das Phuket Vegetarian Festival. Das Vegetarian Festival ist ein 9-tägiges Fest, das jährlich im Oktober stattfindet und vor allem von der chinesisch-stämmigen Bevölkerung Phukets begangen wird. Es basiert auf dem Glauben, dass die Abstinenz von Fleisch, Sex und Stimulanzien zu Gesundheit von Körper und Geist führt. Um was geht es genau beim Vegetarian Festival? Oftmals wird der Ursprung des Festes auf eine durchreisende Gruppe von chinesischen Schauspieler zurückgeführt, die Anfang des 19. Jahrhunderts Phuket bereiste. Mitglieder dieser Gruppe wurden schwer krank und beschlossen zu fasten, da sie glaubten den Zorn der Götter auf sich gezogen zu haben. Als sie geheilt wurden, errichteten sie nicht nur einen Schrein auf der Insel, sondern begründeten auch den Ursprung des Festivals.

Unabhängig von dieser Geschichte gibt es das Vegetarian Festival auch in anderen Ländern Südostasiens, als das Fest der 9 göttlichen Herrscher. Diese 9 Götter sind die Söhne der obersten Götter des chinesischen Glaubens. Ähnlich wie in der griechisch-römischen oder nordischen Mythologie gibt es auch hier eine Hierarchie der Götter.

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Ablauf der Feierlichkeiten
Bereits einige Tage vor dem eigentlichen Start beginnen viele Teilnehmer sich nur noch in weiss zu kleiden und essen nur noch vegane Speisen. Zudem verzichten Gläubige für die Dauer der Feierlichkeiten auf Sex, Alkohol, üble Nachrede, das Verspeisen und auch Tragen von Tierprodukten, wie etwa Leder. Am Abend des 9. Vollmondes des chinesischen Mondkalenders, meist im Oktober, werden die 9 Götter in einer Zeremonie eingeladen auf die Erde herab zu steigen. Da die Ankunft der Götter über Wasserwege erfolgt, finden die Zeremonien in Tempel nahe des Meeres statt. An den folgenden Tagen herrscht überall in und um die chinesischen Tempel eine Karnevals-artige Stimmung. An unzähligen Ständen wird „ahahn je“ verkauft – vegane bzw. vegetarische Speisen. Die Stände sind an den gelben Bannern erkennbar, die rote chinesische oder thailändische Schriftzeichen tragen. Wichtiger Bestandteil des Festivals sind die Prozessionen mit den gepiercten Gläubigen und die „Darbietungen“ an den Tempel, wie barfuss eine Leiter aus Schwerter hoch zu klettern und Feuerläufe. Die Gläubigen, die diese Prüfungen auf sich nehmen sind sogenannte Mah Song. Sie sind Medien, die von den Geistern der Götter auserwählt wurden, um ihre Kraft zu demonstrieren und durch sie Glück auf die Gläubigen zu übertragen.

Was passiert bei den Prozessionen?
Prozessionen finden in aller Regel morgens statt. Vor Beginn der Umzüge findet in den Tempeln wieder eine Zeremonie zu Ehren der Götter statt. Während der Zeremonie werden die Mah Song in Trance versetzt. Sobald sie in Trance sind werden sie von Helfern direkt vor dem Tempel gepierct. Die Piercings werden ohne Betäubung mit grossen Stahlnadeln gesetzt. Mittlerweile sind der Fantasie keine Grenzen mehr gesetzt und vom Tankstutzen über AK-47 (Handfeuerwaffe) und Fahrräder wird heute so gut wie alles durch die Wangen gebohrt. Neben den gepiercten Mah Songs gibt es auch eine Reihe von anderen Mah Song, die sich, meist in kleineren Gruppen, mit Beilen selbst in den Rücken hacken. Andere sägen sich selbst mit riesigen Sägeblättern in die Zunge. Bei allen Prozessionen dürfen natürlich die Feuerwerkskörper nicht fehlen, die aus der Menge auf die vorbeilaufenden Gläubigen geworfen werden.

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Für die einheimische Bevölkerung sind die Prozessionen aber nicht nur Spektakel. Vielmehr geht es darum den Segen der Götter zu erhalten, der durch die Mah Song übertragen wird. Die meist chinesische Bevölkerung Phuket Town baut kleine Altare auf der Strasse auf und lässt sich von den vorbeilaufenden Mah Song mit Flaggen segnen. Der letzte Tag – der letzte Umzug! Am letzten Abend findet wieder eine Prozession statt. Diese beginnt an den Schreinen in Phuket Town und trifft sich dann auf dem Weg nach Sapan Hin einer grossen Freifläche ausserhalb der Stadt am Meer. Während des Umzuges werden von allen Seiten abertausende von Böllern auf die Teilnehmer des Umzuges geworfen, die Holzschlitten mit Opfergaben auf den Schultern tragen. Die Luft ist voller Rauch und es ist unglaublich laut. Man hat das Gefühl, wie mitten in einem Kriegsgebiet zu sein.

Der Umzug endet vor dem Tempel in Sapan Hin. Dort findet die letzte gemeinsame Zeremonie statt, die Opfergaben werden verbrannt und die Götter wieder in den Himmel entlassen.

Phuket Vegetarian Festival
Fakten

  • Wann: Jährlich zum Vollmond des 9. Monats im Mondkalender, d.h. in aller Regel Oktober.
  • Wo: An diversen Tempeln in Phuket Town. Genaue Zeitpläne und Veranstaltungsorte werden zeitnah vorher veröffentlicht.
  • Prozessionen: Die Umzüge finden am Morgen statt. Das Piercen beginnt meist zwischen 7 und 8 Uhr morgens. Feuerläufe und das Klettern auf Messerleitern findet eher am Abend statt.
  • Fotografieren: Fotografieren ist erlaubt und kein Problem. Allerdings sollte auf Einheimische Rücksicht genommen werden, für die das ganze kein Spektakel, sondern eine spirituelle Angelegenheit ist.
  • Übernachten: Da das Festival am Ende der Regenzeit stattfindet ist es kein Problem Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. In Phuket Town finden sich viele preiswerte Hotels und Hostel, z.B. über Agoda und Latestays.

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Fazit
Das Phuket Vegetarian Festival muss man einfach einmal erlebt haben, auch wenn es garantiert nichts für schwache Nerven ist. Ich muss zugeben, mich selten so fremd in Thailand gefühlt zu haben, wie bei den Strassenumzügen. Aber genau das macht den Reiz dieses Festes aus.

Nachgefragt
Was denken Sie über das Vegetarian Festival? Muss man gesehen haben oder lieber nicht? Ich freue mich über Ihre Kommentare!

Autor des Beitrags ist Sebastian Prestele. Er lebt seit 2004 auf Phuket und spricht fliessend thailändisch. Auf seinem Blog gibt er seine Erfahrungen zu Phuket und Thailand weiter. Er ist auch auf Facebook zu finden.

© Fotos: Sebastian Prestele

3 Gedanken zu „Phuket Vegetarian Festival“

  1. Hi John,

    danke für Deinen Kommentar!
    Ja, das Vegetarian Festival ist sehr gewöhnungsbedürftig. Noch krasser als die diversen Stangen und Messer durch die Wangen fand ich aber die Männer, die sich mit Beilen in den Rücken geschlagen haben. Leider gibt es davon nur Videoaufnahmen, die ich aber bisher noch nicht verarbeitet habe….

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  2. Hi Sebastian,

    wirklich ein sehr spannender Beitrag; von den Philippinen wusste ich ja, dass es bisweilen sehr außergewöhnliche Prozessionen mit Kreuzigungen etc. gibt; aber das mit den Stangen durch die Wangen ist mind. genauso gewöhnungsbedürftig…

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