Reisen in England

Moor in NordenglandMein Arabisch-Studium absolviere ich komplett im Norden von England, genauer gesagt in Leeds. Auch hier gibt es immer wieder einige nette Eigentümlichkeiten der nativen Population. Angefangen beim nordenglischen Akzent, in dem jedes „u“ wie im Deutschen ausgesprochen wird und man grundsätzlich überall mit „luv“ angesprochen wird, bis zum notorischen Wetter Englands, obwohl Leeds durch die Pennines noch vom grössten Regen bewahrt wird. Obwohl es dort oben in den letzten Jahren immer wieder sehr viel Schnee gab, bricht doch regelmässig alles zusammen, wenn ein paar Zentimeter Schnee auf den Boden fallen: alles steht auf der Strasse, keine Busse fahren, das Handy-Netz bricht zusammen, weil jeder auf der Arbeit oder Bekannte anruft, um mitzuteilen, dass es später wird, die Uni schliesst, weil Professoren und Studenten nicht an die Uni kommen können.

Aber mein persönliches Highlight an diesem Tag im letzten Dezember war, dass ich versuchte einen Bus zu nehmen und an der Haltestelle erfuhr, dass schon seit zwei Stunden kein Bus mehr angekommen ist. Beim zweiten Hinsehen wunderte ich mich aber über die 30-40 Engländer, die in einer langen Schlange entlang des Strassenrandes standen. Wunderschön! Auch das Ende der Welt werden sie wohl in einer Schlange anstehend erwarten.

Vor kurzem besuchten mich dann drei Freunde aus Deutschland und unser Plan war, uns in Leeds einen Mietwagen zu holen, um damit nach Edinburgh und dann weiter nach oben zu den Highlands zu fahren. Und es hätte auch sehr schön werden können. Unsere kleine Gruppe war unglaublich organisiert. Ich muss zugeben, dass ich bei vorherigen Mietwagen immer mit der Einstellung herangegangen bin, dass wohl schon nichts passieren wird und ich Geld bei der Versicherung gespart habe. Natürlich nicht unbedingt die beste Einstellung, auch wenn ich bis dahin immer Glück hatte. Meine Freunde hatten eine Mietwagen-Versicherung von Halo Insurance gefunden, die wohl neu sind, aber vor allem günstig und das Angebot hörte sich gut an.

Einer meiner Freunde hatte die Versicherung schon für ein Jahr abgeschlossen und war dementsprechend auch abgesichert. Auch das Auto hatten wir schon, von einer lieber nicht genannten Firma, reserviert und so freuten wir uns alle auf einen netten kleinen Road Trip in England und Schottland und auf das Fahren auf der für uns falschen Seite. Da meinen englischen Freunden die Namen Hendrik, Christoph und Nico zu kompliziert waren, wurden sie kurzerhand in Henry, Chris und Nick umgetauft, als wir den Tag vor unserer Abreise noch einmal in ein Pub gingen. Aber auch das ist man ja gewohnt, München und Köln bleiben im Englischen ja auch nicht München und Köln.

Als wir uns am nächsten Morgen reisefreudig auf den Weg zum Autoverleih machten, wurde uns nach einigem Warten zähneknirschend mitgeteilt, dass leider kein Auto zur Verfügung steht. Von sämtlichen Möglichkeiten, was hätte schief gehen könnte (ich hatte eher erwartet, dass wir rechts in einen Kreisverkehr fahren würden), war dies die letzte Möglichkeit, die ich in Betracht gezogen hatte. Kein Auto. Hervorragend. Also gingen wir zum nächsten Verleih, bei dem wir natürlich nichts reserviert hatten. Auch der hatte kein Auto mehr zur Verfügung. Zu guter Letzt kamen wir bei Avis an, die zwar ein Auto hatten, das aber mit 260 Pfund viel zu hoch über unserem Budget lag (zum Vergleich: für das erste Auto hätten wir für 6 Tage nur 90 Pfund bezahlt- aber gut, der Haken war natürlich, dass wir es gar nicht erst bekamen).

Im Endeffekt blieb uns nichts anderes übrig, als auf die öffentlichen Verkehrsmittel in England zurück zu greifen und uns nur auf Edinburgh zu beschränken. Während ich wegen dieser Erfahrung zwar nichts sonderlich Gutes über den Mietwagen-Verleih erzählen kann, so bin ich doch jedes Mal wieder vom englischen Verkehrsnetz beeindruckt: Wer früh genug bucht, bekommt bei der Bahn ein günstiges Ticket, wer zu spät kommt, kann immer noch die viel günstigeren Tickets des englischen Bussystems in Anspruch nehmen, welches im Gegensatz zu Deutschland sehr, sehr gut ausgebaut ist.

Und obwohl jeder Engländer der Ansicht ist, dass in Deutschland sämtliche Busse und Züge ausnahmslos pünktlich sind, kann ich sie beruhigen, dass dem mit Sicherheit nicht so ist und dass ihr System mindestens genau so pünktlich und zusätzlich viel weiter ausgebaut ist. Obwohl dies ja nicht der Sinn unserer ins Wasser gefallenen Reise war.

Schreibe einen Kommentar

Erforderliche Felder sind mit einem * gekennzeichnet.